Hunde lernen anders!

Du wunderst dich, warum dein Hund dein Signal „sitz“ im Wohnzimmer perfekt umsetzt und dich an einem anderen Ort scheinbar ignoriert? Das ist keine böse Absicht, sondern liegt daran, wie unsere Hunde lernen.

Hunde lernen, wie alle Lebewesen, um ihren eigenen Zustand zu optimieren. Sie lernen nicht, um jemanden zu gefallen oder weil sie einen mögen, sie lernen, weil sie etwas davon haben. Es muss nicht unbedingt Futter sein, auch Aufmerksamkeit durch ein Lobwort, sozialer Kontakt in Form von Körperkontakt oder nach dem ausgeführten Signal ein Spiel mit dir oder einem Artgenossen können deinen Hund motivieren, das gewünschte Verhalten zu zeigen. Je nach Situation kann dein Hund eine Belohnung als höherwertig oder minderwertig betrachten z. B. die Belohnung mit einem Standardleckerchen ist mit vollem Magen eher unattraktiv, doch mit leerem Magen sieht die Welt schon ganz anders aus. Stell dir vor, du möchtest deinen Hund zu dir rufen, da dir ein anderer Hund entgegenkommt: In dieser Situation wird dein Hund entscheiden was für ihn attraktiver ist, zu dir zu kommen oder zu dem anderen Hund zu laufen. In diesem Beispiel wäre es eine sehr attraktive Belohnung, wenn dein Hund, nachdem er zu dir gekommen ist auf dein Signal hin Kontakt mit seinem Artgenossen aufnehmen darf (natürlich nur, wenn beide Hundehalter damit einverstanden sind), ein Standardleckerchen und angeleint weiter zu gehen ist hingegen sehr unattraktiv. Eine kleine Liste mit den verschiedenen Belohnungen für deinen Hund, kann es dir erleichtern die passende Belohnung für das jeweilige Training zu finden.

Du weißt, wie du deinen Hund motivierst und dennoch funktioniert es nicht so wie du es dir vorstellst? Dann sind wir beim wichtigen Punkt 2 angelangt: Hunde lernen kontextspezifisch! Das heißt, wenn Hunde etwas lernen beziehen sie ihr komplettes Umfeld mit ein. Trainierst du nun im Wohnzimmer das Signal „sitz“ und stehst dabei vor deinem Hund, bedeutet dies für deinen Hund folgendes:
Immer wenn wir uns im Wohnzimmer auf dem Teppich befinden, der Fernseher läuft, mein Mensch vor mir steht, den Zeigefinger hochhält und das Wort „sitz“ sagt, dann setze ich mich mit meinem Popo auf den Boden.
Schaut man sich an, was ein Hund so alles mit einbezieht, wird klar, warum es so wichtig ist ein Signal in verschiedenen Situationen und an unterschiedlichen Orten zu trainieren – das nennt man „generalisieren“.

Zum Schluss noch eine Erfahrung, die ich mit Laika machen durfte:

Als Laika zu mir kam war ich 15 Jahre alt und habe mein Versprechen in die Hundeschule zu gehen eingehalten. Laika und ich trainierten fleißig auf dem Hundeplatz und Laika setzte meine Signale zunehmend sicherer um. Außerhalb des Hundeplatzes genoss ich die Zeit mit Laika, anstatt zu trainieren. Nicht ganz ohne Folgen, Laika hörte prima auf dem Hundeplatz, doch im Alltag setzte sie nur wenig von dem um, was wir uns erarbeitet hatten. Es dauerte leider länger, bis ich jemanden traf, der mir erklärt hat, warum Laika sich so verhält und dass sie mich nicht nur „ärgern“ wollte. Ab diesem Zeitpunkt verstand ich „meine Dicke“ ein ganzes Stück besser und wir haben unser Training in die große weite Welt verlegt – mit Erfolg.

Bis bald, Viola